Eine Theatereise mit Bildern von René Magritte


Das Team:

Sabine Köhler / Heiki Ikkola - Idee, Ausstattung, Performance
Yvonne Brückner - Künstlerische Mitarbeit
Martina Schulzowa / Verena Butze - Mitarbeit Ausstattung
Daniel Williams -Sound und Musik
Falk Dittrich / Josia Werth - Licht
Jörg Lehmann - Mitarbeit Regie
Ulrike Lessmann - Dramaturgie
Stefanie Oeft-Geffarth - Grafik
Jean Sebastian Nass - Fotos
Judith Hellmann - Tournee-Management

In Zusammenarbeit mit dem Societaetstheater Dresden. Unterstützt durch die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz und die Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle/Saale.
Die Version "Der Traumschlüssel" für Kinder und Familien entstand als Koproduktion mit dem tjg.theater junge generation Dresden.

Das Projekt: 

Ein Theaterstück mit und nach Bildern von René Magritte? – Was für Geschichten erzählt Magritte in seinen Bildern? – Er selbst nennt sie: sichtbar gemachtes Denken. Oft finden wir auf seinen Bildern Darstellungen banalster Alltagsgegenstände. Doch was uns beunruhigt und in Atem hält, ist das rätselhafte Miteinander dieser einfachen Dinge. Hier finden Treffen statt, die in der sogenannten Realität unmöglich sind. Magritte verdeckt Sichtbares und macht Unsichtbares sichtbar, er verändert Perspektiven und Zusammenhänge, oft unspektakulär – aber mit durchschlagendem Effekt.
Er führt uns zunächst behutsam auf einen Pfad, wir beginnen in seinen Bildern zu fabulieren, bis wir uns hoffnungslos verirren, denn nie lassen sich Magrittes Geschichten wirklich schlüssig zu Ende erzählen.
Zunächst ist „Das Schweigen der Welt“ ein behutsames Tasten und Suchen nach Geschichten in und hinter den Bildern des großen belgischen Surrealisten.
Andererseits nutzt hier die Puppen- und Objekttheaterspieler Sabine Köhler und  Heiki Ikkola die Möglichkeit, Rätsel über Existenz, Realität und Abbild aufzugeben. Texte aus dem „Buch der Unruhe“ von Fernando Pessoa, die den Mensch in stetem Zweifel und Befragen des eigenen Daseins zeigen, bilden die Sprachebene dieser Inszenierung,
Im clownesken und poetischen Zusammenspiel von Sprache, Bild und Klang entstehen Fetzen einer imaginären Biografie, Rätsel, Spiele und Fragen, …
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Presseresonanz
„Magrittes Bilderwelt. André Breton beantwortete die Frage, was Surrealismus sei, einst mit dem Satz: “Das ist ein Kuckucksei, das unter Mitwissen von René Magritte ins Nest gelegt wird”. Eben jenem, obendrein einem überdimensionierten Kuckucksei entschlüpft auch Puppenspieler und Darsteller Heiki Ikkola auf der Bühne des Societaetstheaters, um sein “Theaterprojekt nach Bildern von René Magritte” einzuläuten. Das wirkt wie eine Geburt aus dem Geiste des Surrealismus, den Magritte einst nicht mit solch verschwurbelten Phantasmen eines Salvador Dali, sondern mit vermeintlich einfachen Gegenständen auf eine ganz eigene Ebene hob. Mit vornehmlich pantomimisch-grotesker Feinarbeit und viel Sinn für die bildübergreifende Poesie in Magrittes Werk läuft Ikkola mit Schirm, Charme und Melone durch sich aneinanderreihende Traumbilder, um vom knallgrünen Apfel (”Das Zimmer des Lauschens”, 1958) bis zu Kamm, Glas und Rasierpinsel (”Die persönlichen Werte”, 1951/52) vermeintlich typische Magritte-Objekte aus dem schwarzen Hut zu zaubern. Über das “sichtbar gemachte Denken” – so bezeichnete der belgische Maler selbst die Geschichten in seinen Bildern – verstreut Ikkola Texte aus dem “Buch der Unruhe” von Fernando Pessoa, die “den Mensch in stetem Zweifel und Befragen des eigenen Daseins zeigen”,
Ein Koffer ersetzt den Kopf und lernt sprechen, Äpfel fallen unvermittelt vom Himmel und bellen den an, der sie aufzulesen gedenkt. Wo
Magritte zwischen Objektphilosophie und persönlicher Sehnsucht sich scheinbar verliert, spinnt Ikkola mit reichlich Geschick und alles andere als humorlos eine Reisegeschichte. Strandet, halb Fisch, halb Mensch (”Die kollektive Erfindung”, 1934) an unbekannten Ufern, interagiert clownesk mit sprechenden Mänteln und lässt dem Zuschauer dennoch genug Raum für anregende Imagination. Denn, so spricht Ikkola am Ende seines Stückes, “man sieht, was man ist”. Und lässt eine kleine Figur auf einer viel zu großen Leiter stehen und ins Weite schauen. Das ist kein Traum. Oder?“ (Norbert Seidel, Dresdner Neueste Nachrichten)
“In “Das Schweigen der Welt” ist die Bildwelt des surrealistischen Künstlers René Magritte mit ihren Brüchen und Rätseln Ausgangspunkt für eine Neuentdeckung der Welt, Anlass, mit den Dingen ins Gespräch zu kommen, ihrer Fremdheit zu begegnen. so beginnt das Stück buchstäblich mit der Entstehung des Menschen. Auf der Bühne: ein Ei. Langsam entschlüpft ihm ein zitterndes Wesen in Feinrippunterwäsche. Als trauriger, einsamer Clown, als beschleunigter Held im Stile der Stummfilmgrößen Buster Keaton oder Charlie Chaplin erobert Ikkola mit seiner fast an Karl Valentin erinnernden komischen Mimik und Körperlichkeit daraufhin eine Welt, die niemals ist, was sie scheint. Geschickt nutzt er dabei die Mittel des Theaters und des Puppenspiels, um die gegenständliche Welt, die Realität infrage zu stellen. Da beginnen grasgrüne Äpfel, die gerade wie göttliche Zeichen aus dem Himmel regneten, zu bellen, zu hupen und zu schreien wie ein Baby, das nur durch Streicheln zu beruhigen ist. Ein hereingerolltes Telefon wird zum absurden Sprachrohr eines Anderen, Mantel und Melone werden zum Gegenüber und ein Rudel Lederkoffer zieht mit dem Geräusch quietschender Türen über die Bühne. Zentrales Bildelement ist ein großes Fenster, das in der Mitte der Bühne schwebt – als Grenze von Traum und Wirklichkeit, Innenwelt und Außenwelt, Augenscheinlichem und Tatsächlichem – nur, auf welcher Seite befinden wir uns gerade? In einer Szene sammelt Ikkola die Äpfel wie Muscheln am Strand ein, lautes Meeresrauschen ist zu hören. er schließt das Fenster und es wird still. Ikkola wird mit seinem Fenster zum Dirigenten des Meeres, der gleichzeitig auf den Wogen treiben kann – als eine kleine Holzfigur lässt er sein Double in einem Koffer auf den Klangwellen reiten, die nun auch das Chanson “La Mer” von Charles Trenet umfassen. Innen und außen verschmelzen für einen Moment, bevor der kleine Mann wieder in Einsamkeit versinkt. Auf der Bild- und Klangebene (mit der wunderbaren Live-Sound-Collage von Daniel Williams) gelingt es, die gemalte Welt Magrittes ins Theater zu übersetzen, sei es durch direkte Bildzitate wie mit >Les valeurs personnelles<, das als Papiermodell mit beweglichen Bildelementen konzipiert ist oder im freieren Bezug zu wiederkehrenden Motiven, etwa dem Ei: Ikkola wird später wie ein Huhn ein Ei legen und essen – aus dem Ohr wächst nun der “Traumschlüssel”, so der Titel eines weiteren Bildes, das nun szenisch umgesetzt wird. Als literarischen Kontrapunkt haben Heiki Ikkola, Sabine Köhler und Yvonne Brückner, die gemeinsam das Stück konzipiert haben, Fragmente aus Fernando Pessoas “Buch der Unruhe” gewählt, Texte, die eine reiche innere Phantasiewelt beschwören und zugleich von großer Einsamkeit, von Krankheit erzählen. Der Hilfsbuchhalter Bernardo Soares, fiktiver Verfasser des “Buches der Unruhe” und der kleine Magritte-Mann mit Anzug und Melone, sie ergänzen sich gut. Es entsteht eine assoziative Verknüpfung von Worten, Bildern und Klängen, die dem Zuschauer die Freiheit für eigene Reisen in die innere Fremde lässt.” (Mascha Erbelding in Double – Zeitschrift für Figuren- und Objekttheater)